Portrait

Portrait

Guido Hense absolvierte ein technisches, naturwissenschaft- liches und pädagogisches Studium in Wuppertal, Bochum und Dort- mund, besuchte Kunstseminare am Von der Heydt-Museum Wuppertal, war Fachseminarleiter für das Höhere Lehramt in Hagen und Dortmund sowie Lehrbeauftragter an der Märkischen Fachhochschule Iserlohn, veröffentlichte Lehrbücher und setzte sich neben dem Beruf autodidaktisch mit der Malerei auseinander. In den letzten Jahren waren seine Bilder auf Austellungen in Hagen, Gevelsberg, Ennepetal, Schwelm, Hattingen, Köln, Germersheim, Vilvoorde (Belgien), Siegburg, Schwerte, Wetter und Bonn zu sehen.

Zu Beginn hatten die Bilder durchweg figurative Prägung. Mit möglichst realistisch gemalten Ölbildern stellte er Personen, Gesichter und Stillleben dar, genauso wie wir die Welt in unserem Alltag sehen bzw. sehen wollen. Es folgten Landschaftsbilder. Mit ihnen verband er das Gesehene mit Weite und Beschwingt- heit. Im Bemühen, das Flirren von Feldern in der gleißenden Sonne, die Spannung der Horizontlinien im wechselnden Licht und den Zauber von Wolkenbildern bildlich fest zu halten, prägte sich gleichsam die Offenheit für eine schwungvolle Bewegung heraus. Das war die Zeit, als er für sich erkannte, dass die malerische Haltung bzw. der Selbstausdruck von größerer Bedeutung ist als die Motive auf der Leinwand. Und seither malt er anders.

Für seine jetzigen Arbeiten setzt Guido Hense unter- schiedliche Techniken und Materialien ein. Die Bilder entstehen in einem mehrstufigen Prozess. Als Malgrund benutzt er Leinwände, Designerplatten und Holztafeln. Der Malauftrag besteht aus Öl- und Acrylfarben, Metalloxid und gelegentlich Sand. Schicht über Schicht wird mit Pinseln, Rakeln, Spachteln, Tüchern und Fingern aufgetragen. Gleichwohl wird – auf der Suche nach einer intensiveren Tiefenwirkung der Flächen – auch einmal eine Lage mit expressiver Geste entfernt und eine neue aufgebaut. Dabei variiert er ständig die Technik, „ackere“, bis nichts mehr zu tun ist.

Jedes Mal ist Guido Hense überrascht, wohin die Aus- einandersetzung mit der Farbe ihn gebracht hat. Die Arbeit führt auf einen Pfad, dessen Ende er vorher nicht kennt. "Die Kunst dabei ist es, den Pfad zu verlassen - trotz der Verlockung, wieder einsteigen zu können - und das Bild für fertig zu erklären. Die Entscheidung darüber ist nicht einfach, denn es gibt vordergründig keine ver- mittelnden Formen und Zeichen. Interpretationen sind kaum möglich, weil sich dem Auge kein gegenständ- licher Halt bietet und bei unmittelbarer Betrachtung nichts geschildert wird. Wenngleich sich die Bilder einer rationalen Sichtweise entziehen, stelle ich auf Ausstellungen fest, dass der Betrachter darüber nachdenkt, wie wir unsere Welt sehen und ob es mehrere Wirklichkeiten gibt“.

Die Antwort auf die beliebte Frage „Was bitte soll das Bild darstellen“ ist so gesehen für Guido Hense bedeutungslos. Die amerikanischen Künstler Adolph Gottlieb und Mark Rothko brachten es in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in ihrem New Yorker „Fünf-Punkte-Programm“ auf eine einfache Formel: „Es gibt nichts Besseres, als ein gutes Bild über Nichts“.